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23.11.2016

Claus Kleber und die schöne neue Welt

Der ZDF-Moderator zu Gast an der Hochschule Reutlingen und der Universität Tübingen

Bettine Seng

Er kam, um abends seine Silicon-Valley-Dokumentation „Schöne neue Welt“ in Tübingen vorzustellen. Vorher sah sich der gebürtige Reutlinger Prof. Dr. Claus Kleber, Moderator des ZDF „heute-journals“, noch die virtuellen Welten an der Hochschule Reutlingen an. Um richtig darin eintauchen zu können, wird er Schritt für Schritt zum Avatar umgewandelt.

In einer Kabine der Fakultät Informatik ließ sich der Nachrichtenmann gut gelaunt einscannen, so dass er später einmal als Avatar auf den Straßen einer virtuellen Stadt des Virtual-Reality-Labors laufen oder fahren kann. Professor Cristóbal Curio zeigte Kleber, wie Arm- und Beinbewegungen „ge-trackt“, also via Sensoren vom Rechner eingefangen werden, damit ein Avatar so menschenähnlich wie möglich wirkt. Und wie ein Mensch im Straßenverkehr agiert, wie ein Auto darauf abgestimmt werden kann, um autonomes Fahren sicherer zu machen, das erforscht Cristóbal Curio gemeinsam mit Studierenden sowie Informatik-Dekan Prof. Dr. Uwe Kloos und Prof. Dr. Gabriela Tullius.

Vom autonomen Fahren zur – fast – autonomen Produktion eines Rollers ging es in die Logistik-Lernfabrik der ESB Business School. Claus Kleber wurde von Prof. Dr. Vera Hummel in die Arbeit einer virtuellen Fabrik eingeführt. Studierende konzipieren darin vom Design, über die Konstruktion und einzelne Fertigungsschritte bis hin zur Roboter-Programmierung den kompletten Weg einer Produktionskette. Nachgestellt wird das in „real life“ mit tatsächlichen Rollbändern und Arbeitsstationen, an denen der echte Roller zusammengesetzt wird. Rund 50 Stunden haben die Studierenden offiziell Zeit dafür, tatsächlich werden es meistens mehr. Claus Kleber kennt das: „Der Tag hat 24 Stunden – Sie dürfen aber die Nacht noch dazu nehmen“, empfiehlt er den anwesenden Studierenden.

Auf Einladung des ESB-Professors Christoph Binder war Claus Kleber an die Hochschule Reutlingen gekommen und war offenbar von den gezeigten Forschungsprojekten und Hightech-Ausstattungen sehr beeindruckt. Am Abend betonte er das anlässlich der Aufführung seines aktuellen Dokumentarfilms im Tübinger Museum-Kino: „Ich bin stolz darauf, wie sich diese Lehr- und Forschungseinrichtungen in meiner Geburtsstadt entwickelt haben!“

Der Abend rund um Zukunftsvisionen und Innovationen aus dem Silicon Valley war von Prof. Dr. Christoph Binder der Fakultät ESB Business School an der Hochschule Reutlingen gemeinsam mit dem Institut für Medienwissenschaft der Uni Tübingen initiiert worden. Ausgangspunkt war der vorgeführte Dokumentarfilm  „Schöne neue Welt - Wie Silicon Valley unsere Zukunft bestimmt“ von Claus Kleber und Angela Andersen. Claus Kleber übernahm die Begrüßung, die er sich nach eigenen Worten nicht nehmen lassen wollte: „Einmal nicht nur in das schwarze Loch einer Kamera zu schauen, sondern in Ihre freundlichen Gesichter - deshalb habe ich mich um die Begrüßung gerissen!“

Auf der Suche nach Trends, neuen Ideen und kompetenten Interviewpartnern hatte sich Kleber auf den Weg ins Silicon Valley gemacht. Material für seine Recherche bekam er in Hülle und Fülle: „Ich kam mir vor wie ein Moskito, der mitten in eine Vene sticht – ‚drinking from a fire hose‘ nennen das die Amerikaner“, beschrieb Kleber. Vom autonomen Fahren, von gewinnbringenden Gen-Manipulationen, „Unicorns“ (Start-ups, die fast über Nacht Investitionsgelder in Milliardenhöhe rekrutieren), scheinbar allmächtigen Rechnern und Robotern sowie schillernden Erfindern handelt der Film. Die anschließende Podiumsdiskussion, geleitet von Prof. Susanne Marschall vom Institut für Medienwissenschaft, analysierte die Umwälzungen, die der Film ankündigt.

Autonomes Fahren war eines der Themen, dem sich die Podiumsteilnehmer widmeten. Wobei, wie Markus Schmidt von der Robert Bosch GmbH betonte, autonomes Parken in der Forschung ebenfalls großen Raum einnimmt. Beispielsweise kann ein Auto, das sich selbstständig einen freien Parkplatz sucht, zukünftig sehr viel Zeit einsparen.

Wesentlich für autonom fahrende Autos und damit weiterer Schwerpunkt der Diskussion, war die künstliche Intelligenz. Klebers Film zeigte eine machtergreifende künstliche Intelligenz, die sowohl auf dem Podium als auch im Publikum viele Fragen aufwarf. Professorin Susanne Biundo-Stephan vom Institut für Künstliche Intelligenz der Universität Ulm konnte da beruhigen: „Dass Computer die Welt beherrschen, ist völlig unmöglich. Künstliche Intelligenz funktioniert immer nur in einem eingeschränkten Bereich - menschliche Weitsicht kann dadurch nicht ersetzt werden.“ Künstliche Intelligenz gehe immer nur so weit, wie sie von Menschen programmiert werde, erklärte Biundo-Stephan. Aus diesem Grund, so die einhellige Meinung auf dem Podium, sei es umso wichtiger, schon in der Schule den Umgang mit künstlicher Intelligenz und Möglichkeiten der Digitalisierung in allen Lebensbereichen intensiv zu lernen.

Doch auch die beste (Aus)Bildung könnte zukünftig kein Garant mehr für einen Arbeitsplatz sein, das zeigt auch Klebers Film. Viele Arbeitsplätze könnten durch die Übernahme von Robotern und künstlicher Intelligenz in Zukunft wegfallen. Ob die eifrigen Erfinder im Silicon Valley dafür Lösungen parat haben, bezweifelte Claus Kleber. Da sei es an uns Europäern, diese Entwicklungen zu durchdenken und notfalls zu bremsen: „Wir Menschen sind wichtiger als Algorithmen.“